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Lehrkräftemangel - Maßnahmenpaket vorgestellt

Hohe Belastungen führen zu Erkrankungen und frühem Ruhestand

Der Lehrkräftemangel in Bayern wird zunehmend zur Belastung für die Schulen – besonders für Grund-, Mittel- und Förderschulen, aber mittlerweile auch zunehmend für Gymnasien.

Während Maßnahmen zur Personalgewinnung und -bindung diskutiert werden, bleibt ein entscheidender Faktor oft unberücksichtigt: die Gesundheit der Lehrkräfte.

Erschöpfung statt Regelaltersgrenze

Die Realität zeigt, dass nur 12,75 Prozent der Lehrkräfte an Grund- und Mittelschulen bis zur Regelaltersgrenze im Dienst bleiben. Ein Drittel verlässt den Schuldienst vorzeitig wegen Dienstunfähigkeit – ein alarmierendes Zeichen für die immense Arbeitsbelastung. Die Maßnahmen des „Piazolo-Pakets“ von 2020, die Teilzeitbeschränkungen und Einschränkungen beim Antragsruhestand beinhalteten, haben diese Entwicklung verstärkt. Diese Situation betrifft zunehmend auch Lehrkräfte an Gymnasien, die durch das Wiedereinführen des neunjährigen Gymnasiums (G9) zusätzlichen Belastungen ausgesetzt sind.

Finanzielle Einbußen für betroffene Lehrkräfte

Lehrkräfte, die aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand gehen müssen, haben oft erhebliche finanzielle Einbußen. Wer aufgrund von Dienstunfähigkeit vorzeitig ausscheidet, erhält eine gekürzte Pension. Während das Kultusministerium Maßnahmen zur Personalgewinnung verstärkt, fehlt es an wirksamen Konzepten zur Arbeitsentlastung und Gesundheitsförderung der bestehenden Lehrkräfte.

Maßnahmenpaket des Kultusministeriums: Fortschritt, aber keine schnellen Wunder

Das Maßnahmenpaket des Kultusministeriums zur Sicherung der Unterrichtsversorgung unterscheidet sich deutlich von früheren Jahren, in denen die Zuweisungspolitik kurzfristig reagierte. Der Ansatz, auf langfristige Personalgewinnung und strukturelle Verbesserungen zu setzen, wird ausdrücklich begrüßt. Allerdings darf nicht erwartet werden, dass diese Maßnahmen kurzfristig eine spürbare Entlastung bringen – im Gegenteil: Die aktuelle Situation bleibt angespannt, und kurzfristige Lösungen sind nicht in Sicht.

Planungssicherheit für Nürnberg – Erhalt des Migrationsfaktors

Besonders für eine Stadt wie Nürnberg ist der Erhalt des Migrationsfaktors entscheidend. Schulen mit hohem Anteil an Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund benötigen eine verlässliche Unterrichtsversorgung und gut ausgebildete Fachkräfte. Die Unsicherheiten in der Personalplanung, die Belastung durch hohe Klassengrößen und fehlende Unterstützungskräfte verschärfen die Herausforderungen für Lehrkräfte in Nürnberg zusätzlich. Deshalb unterstützt der Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenverein (NLLV) ausdrücklich eine Strategie, die langfristig auf eine nachhaltige Personalplanung und gesunde Arbeitsbedingungen setzt. Dabei mitzudenken sind auch unsere Fach- und Förderlehrkräfte. Deren Situation in der Ausbildung und deren Arbeitsbedingungen vor Ort wieder attraktiver zu machen, sollte ebenso Zielsetzung für eine langfristige und nachhaltige Personalplanung sein.

Erfolgreiche Arbeit von BLLV und NLLV

Der BLLV und NLLV haben sich in den vergangenen Jahren intensiv für strukturelle Verbesserungen eingesetzt und konnten wichtige Erfolge erzielen. Besonders die Wiedereinführung des Sabbatmodells für alle Schularten ist ein bedeutender Fortschritt, der durch den kontinuierlichen Druck der Verbände erreicht wurde. Auch die verstärkte Transparenz und der Dialogprozess des Kultusministeriums sind ein direktes Ergebnis des hartnäckigen Engagements der Lehrerverbände.

NLLV begrüßt Transparenz und Dialogprozess

Der NLLV erkennt ausdrücklich an, dass das Kultusministerium bei der Erarbeitung des Gesamtkonzepts Transparenz gezeigt und den Dialog mit den Beteiligten gesucht hat. Dieser Prozess ist entscheidend, um tragfähige Lösungen zu finden. Besonders positiv wird die Entscheidung bewertet, das Sabbatmodell künftig für alle Schularten gleich zu behandeln. Dies ist ein wichtiger Erfolg für die Arbeit des NLLV und eine gerechte Maßnahme für Lehrkräfte in allen Schulbereichen.

Das Piazolo-Paket muss weg!

Dennoch bleibt viel zu tun: Die weiterhin bestehenden Einschränkungen des Piazolo-Pakets 2020 zeigen, dass noch nicht alle notwendigen Verbesserungen umgesetzt wurden. Der NLLV fordert weiterhin die Rücknahme der Notmaßnahmen, die für viele Lehrkräfte unzumutbare Belastungen bedeuten und langfristig die Unterrichtsqualität gefährden. Die im Piazolo-Paket 2020 beschlossenen Einschränkungen werden weiterhin nicht gelockert. Dies betrifft insbesondere die Teilzeitmöglichkeiten, den Antragsruhestand und weitere Freistellungsmodelle. Der NLLV bedauert, dass an diesen Maßnahmen festgehalten wird, obwohl ihre negativen Auswirkungen auf die Lehrergesundheit und die Unterrichtsversorgung längst offensichtlich sind.

Forderungen des Nürnberger Lehrer- und Lehrerinnenvereins (NLLV):

  • Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen statt weiterer Belastungen
  • Rücknahme der Notmaßnahmen von 2020, um Teilzeit- und Ruhestandsregelungen fair zu gestalten
  • Verlässliche Planungssicherheit für Schulen, besonders in Städten wie Nürnberg mit speziellen Herausforderungen
  • Erhalt des Migrationsfaktors, um eine angemessene Unterrichtsversorgung sicherzustellen

Sandra Schäfer, Vorsitzende des NLLV, betont:

“Die erfolgreiche Arbeit des BLLV und NLLV zeigt, dass Verbesserungen möglich sind – aber wir sind noch nicht am Ziel. Die Transparenz und der Dialog sind wichtige Schritte in die richtige Richtung, doch echte Entlastung für die Lehrkräfte muss folgen. Wer langfristig Unterrichtsversorgung sichern will, muss für Arbeitsbedingungen sorgen, die es Lehrkräften ermöglichen, bis zur Regelaltersgrenze im Beruf zu bleiben. Planungssicherheit und eine faire Verteilung der Belastungen sind hierfür essenziell.”

Die Unterrichtsversorgung kann nicht nur durch Quereinsteiger werden. Die Umsetzung von neuen Konzepten wie beispielsweise die Einführung der Sprachstandserhebungen kann nicht on top zu den Aufgabenfeldern der einzelnen Kolleginnen und Kollegen hinzukommen, auch nicht in der Verwaltung. 

Der Erhalt der bestehenden Lehrkräfte, Verwaltungsangestellten und Schulleitungen muss oberste Priorität haben – und das bedeutet vor allem: gesunde und arbeitsfähige Kolleginnen und Kollegen bis zur Regelaltersgrenze im Schuldienst zu halten.

Sandra Schäfer