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NLLV-(Un)Ruheständler

Das Bleistiftschloss

Dieses „Bleistiftschloss“ (auch Steiner Schloss oder Faberschloss genannt) besichtigten die NLLV-„Un“-Ruheständler bei ihrer Februarexkursion, können aber keine Bilder davon zeigen, da Fotografieren im Inneren nicht erlaubt ist.

Wenn man im Vorbeifahren das mittelalterlich wirkende Gebäude sieht, könnte man an eine Grenzburg zwischen Stein und Nürnberg denken. Dabei wurde es erst in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts im Stil des Historismus erbaut, mit der modernsten damaligen Technik ausgestattet (Elektrizität, Warmwasser, Zentralheizung, u.a.), und innen mit vielen Jugendstilelementen verziert. 

Es entstand (mit viel Geld, wie man überall sehen kann) zwischen 1903 und 1906 (so eine kurze Bauzeit würde man sich auch heutzutage bei vielen Projekten wünschen!), verbunden mit dem „alten“ Schloss (von 1846) durch einen Torturm. Es wurde gebaut für das junge Ehepaar: Die reiche, neu adelige Freiherrentochter Ottilie von Faber hatte 1898 den Grafen Alexander aus dem Uralt-Adelsgeschlecht Castell-Rüdenhausen geheiratet, und die Familie durfte von da an mit königlicher Erlaubnis den - heute noch für die Bleistiftfirma namensgeben - Titel „Grafen von Faber-Castell“ führen.

Das Ziel der Exkursion war für die NLLVler so attraktiv, dass sogar Führungen in zwei Gruppen angeboten werden mussten. Meine Gruppe begann die Besichtigung im 3. Stock (erreichbar über ein repräsentatives Treppenhaus), wo u.a. ein Ballsaal und ein großer Speisesaal liegen. Im 2. Stock darunter befinden sich die Wohnräume der Familie, einschließlich einer „Privatschule“, einer eigenen Apotheke (veranlasst durch den plötzlichen Tod eines der Kinder im Säuglingsalter), einem Spielzimmer, den Schlafräumen, und den Bädern von Graf und Gräfin. In denen sind u.a. die gewärmten Handtuchhalter, eine Rundum-Dusche und in den Boden eingelassene Marmorwannen zu bewundern. Im Erdgeschoss schließlich liegen u.a. eine Herren- und eine Damenbibliothek, sowie die Arbeitsräume des Grafen, der nach der Heirat gleich die Leitung der nahen Bleistiftfabrik übernommen hatte. Hier befindet sich auch eine Ausstellung zur Familien- und Firmengeschichte

Auch gibt es hier eine Bar, die – so wurde erzählt – der „wichtigste“ Raum war, als im Schloss während der Kriegsverbrecherprozesse nach 1945 das internationale Pressecamp untergebracht war (von dem aus auch der AFN sendete).

Von der Familie Faber-Castell wurde das Schloss nur von 1906 bis 1939 bewohnt, dann wurde es von der Wehrmacht beschlagnahmt. Es verfiel immer mehr und wurde erst in den 80er-Jahren wieder zum heutigen – absolut sehenswerten - Glanz restauriert. Man möchte fast einziehen!

Erich Hübel, Fotos auch M. Eichner