Vorsorglich hatte das Kultusministerium bis nach Ostern alle Schwangeren aus dem Dienst empfohlen. Eine sehr begrüßenswerte Maßnahme zum Schutz der Kolleginnen, trotzdem brachte es wiederum Sorgen. Das in Rundfunk und Zeitung leicht Erklärte: „Vertretung übernehmen die anderen Kollegen“, setzt Sorgenfalten auf die Stirn der in Schule Verantwortlichen und mein Telefon stand nicht mehr still. „Wie soll das gehen?“, war die berechtigte Sorge der Kolleginnen und Kollegen. Mobile Reserven fehlten bereits vor dieser Maßnahme an allen Ecken und Enden. Durch die veränderte Zusammenarbeit mit den Horten war auch hier keine Kompensation möglich.
Selbst zur Schuleinschreibung war so manche Schule schon ratlos, wie sie das personell bewältigen soll. Hinzu kam der Einschreibungstermin kurz vor Ostern, der auch Eltern unter Druck setzte und ein Rollout der neuen Hardware, die so mancher Verwaltungsangestellten und manchem Schulleiter im wahrsten Sinn den Schlaf raubte.
Doch da fand sich der Zusatz in der Bekanntmachung des Ministeriums, dass angeordnete, bezahlte Mehrarbeit als Mittel eingesetzt werden kann. Für kurzfristige Engpässe eine Maßnahme – aber steht nicht alles seit längerem bereits auf Notversorgung?
Langfristige Lösungen mit Maßnahmen, die der Schule respektive unseren Schülerinnen und Schülern gerecht werden, müssen her. Endlich: Einen sichtbaren Schritt in die richtige Richtung erleben wir bei der Erhöhung der Verwaltungsangestelltenzahl per 01.04.2018. Dem ersten Schritt müssen nun weitere folgen. Dazu waren wir mit einer Petition der BLLV-Landesfachgruppe im Landtag, haben immer wieder auf die Situation der Verwaltungsangestellten hingewiesen. Lösungen für die effektive, praktische Umsetzung dieser längst überfälligen Erhöhungen müssen ermöglicht werden. Dafür setzen wir uns natürlich genauso ein! Dieser Weg muss konsequent weiter verfolgt werden.
Die Maßnahmen des Bildungspakets greifen und 150 Stellen des Bildungspakets werden jetzt umgesetzt. Damit wurden Verbesserungen für die Schulleitungen erreicht. Nicht für jede Schulleitung wird das deutlich spürbar, jedoch ist es ein Anfang.
Im Bereich der Digitalisierung stellen wir uns in Nürnberg momentan scheinbar hauptsächlich operativen Fragen. Auch wichtig, klar, aber Digitalisierung ist Teil der Schulentwicklung, ein Prozess. Wer holt die Kolleginnen wirklich ab, da wo sie stehen? Wie können Schulleiter sich auf ein Change Management, auf neue Lernwelten vorbereiten und wann?
Fortbildungen können sich nicht ausschließlich aus sich selbst speisen, Umdenken, Neu-Denken ist im Sinne der kommenden Generationen wichtig, will man hier zukunftsbildend sein. Dazu gehört, dass Schule Zeit bekommt für diese Aufgaben. Hier und auch bei allen operativen Fragen der Planung und Umsetzung darf keinesfalls im Eingangsbereich gespart werden, würde dies doch wieder die nächsten Löcher reißen. In den letzten Wochen war Ihr NLLV viel unterwegs, bei den Elternverbänden genauso wie in den einzelnen Fraktionen. Einigkeit herrscht darüber, dass wir dringend weiter investieren müssen: Vor allen Dingen in Zeit für Bildung. Dazu brauchen wir die Unterstützung aller.
Der BLLV nahm dazu die Kampagne „Zeit für Bildung“ in Angriff. Am 02.05.2018 werden unsere Vertrauenslehrerinnen und Vertrauenslehrer in einer Veranstaltung umfassend dazu informiert. Ziel der Aktion ist es, die Situation der Schülerinnen und Schüler an unseren Schulen heute sichtbar zu machen, aber natürlich auch die Lage der Lehrkraft vor Ort darzustellen, um nachhaltig Verbesserungen zu erreichen.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, bei all den Gesprächen, die ich führe, stelle ich immer wieder fest, wie wichtig es ist, dass wir erklären, was vor Ort nicht funktioniert. Der Austausch zwischen Eltern, Lehrkräften und der Politik ist essentiell wichtig. Wir laufen auf Nadelöhre zu und werden die Elefanten ganz sicher nicht durchschieben können, wenn wir noch schneller laufen und Ressourcen unsinnig vergeuden.
Wir vor Ort wissen, was wir brauchen, um unseren Schülerinnen und Schülern gerecht zu werden. Deshalb ist es wichtig, dass Sie Ihre Stimme und Ihre Meinung einbringen. „Die Zukunft war früher auch besser“, so ein Satz von Karl Valentin. Wir stehen nicht für die ewigen Nörgler, wir sind die, die Zukunft ganz aktiv gestalten und dazu brauchen wir die richtigen Voraussetzungen.
Gemeinsam erreichen wir definitiv mehr! In diesem Sinn bedankt sich der NLLV auch für die jahrelange kontinuierliche und konstruktive Zusammenarbeit und den stets intensiven Austausch für unsere Schulen mit Staatsminister a.D. Dr. Ludwig Spaenle. Allen nun verantwortlichen Ministerinnen und Ministern im Kabinett, besonders unserem neuen Ministerpräsidenten wünschen wir erfolgreiches Handeln, sensible und stets offene Ohren für die Belange der Basis, aber auch kraftvolles Zupacken. Bildung ist unser aller Zukunft, wir alle gestalten sie!
Sandra Schäfer