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Sandra Schäfer - Nürnberger Lehrerzeitung

VERANTWORTUNG ÜBERNEHMEN

In diesen Tagen führen wir enorm viele Gespräche auf allen Ebenen. Mit unseren Kolleginnen und Kollegen, den Verantwortlichen im Rathaus, der Regierung, dem Schulamt. Die großen Themen Digitalisierung, Schulbau und Personalsituation dominieren. Alle Gespräche folgen einem Ziel: Die Verbesserung unserer Arbeitsbedingungen.

Untrennbar verbunden mit einer Verbesserung der Situation der uns anvertrauten Schülerinnen und Schüler. Ein Ringen, welches auf vielen Ebenen stattfindet. Einerseits mit großem Erfolg: Die Übernahme der erzielten Einigungen aus den Tarifverhandlungen auf die Beamten ist von herausragender Bedeutung, um welche uns andere Bundesländer klar beneiden. Vorbildwirkung und großartiges Signal an die Beamtinnen und Beamten. Rolf Habermann als Vorsitzender des Bayerischen Beamtenbundes hat hier wieder einmal seine Verhandlungsstärke bewiesen (ein Kommentar dazu auf Seite 3).

Die Gleichwertigkeit der Lehrämter hingegen war natürlich eines der Themen auf meiner langen Liste, die ich als Vorsitzende des NLLV im persönlichen Gespräch mit Kultusminister Prof. Dr. Piazolo stehen hatte. Der Kultusminister folgte der Einladung des NLLV nach Nürnberg. In dem Gespräch hatte ich die Möglichkeit, klar unsere Position zur Einführung der Wirtschaftsschule ab Klasse 6 darzulegen. Auch wenn sicherlich die Auswirkungen regional sehr unterschiedlich sein werden, so stellt es, gelinde gesagt, ganz und gar keine Stärkung unserer Mittelschule dar. Maßnahmen, die der Mittelschule und damit unseren Kolleginnen und Kollegen an dieser Schulart den Rücken stärken, sind das definitiv nicht!

Die Gelegenheit nutzte ich auch, um zu erläutern, dass der Ablauf der Umsetzung des Einschulungskorridors ebenso wenig stärkend, als vielmehr verwirrend und zusätzlich belastend war und ist.

Ich bat Professor Piazolo hinsichtlich der zunehmend schlechteren Personalsituation der Schulen vor Ort dringend um Unterstützung bei der Hebung von Ressourcen. Beispiel ASV: Von 81 Stunden, die durchschnittlich für die Erstellung der Oktoberstatistik 2018 verwandt wurden, benötigten die Kolleginnen und Kollegen vor Ort durchschnittlich 23 zur Behebung von Fehlern, die das Programm oftmals selbst generierte. Die Stunden der Multiplikatoren noch nicht einmal mitgerechnet.

Drittkräfte: Vertragliche Vereinfachungen und personelle Unterstützung müssen hier ressortübergreifend realisiert werden. Wir brauchen sicherlich perspektivisch noch weit mehr als die momentan bereitgestellten 10 Millionen Euro in Bayern. Für die eingestellten Drittkräfte muss zwingend gewährleistet sein, dass deren Verträge rechtzeitig umgesetzt werden. Es ist kein Zustand, wenn diese monatelang warten müssen.

Natürlich sprach ich die oft prekäre Situation der Schulleiter, der Verwaltungsangestellten und der Fachlehrer an. Themen, die langen Atem und unseren ganzen Einsatz brauchen, bis wir vor Ort spürbare Veränderungen wahrnehmen. Derzeit ist ein Ausbrennen gerade dieser drei Berufsgruppen geradezu vorhersehbar.

Beim Thema Zukunft kam ein Punkt des Koalitionsvertrages auf den Tisch, der unsere Schullandschaft stark verändern wird: Der Rechtsanspruch auf ganztägige Bildungs- und Betreuungsangebote für alle Schülerinnen und Schüler im Grundschulalter soll bis 2025 ermöglicht werden. Wir sprachen über das „Kombimodell“: die Kooperation der Schule mit externen Partnern. Die Idee steht, 50 Modellschulen sind in den Startlöchern – an den Rahmenbedingungen freilich wird noch immer gestrickt. Unsere Expertise auf diesem Gebiet habe ich gern angeboten. Nürnberg plant hier in Kombination mit dem Jugendamt – auch für das Gelingen dieses Modells dürfen Rahmenbedingungen nicht nur an den Akteuren vor Ort hängen. Flexible Lösungen für die Schulen benötigen eine verlässliche Basis.

Die Stadt Nürnberg hat sich einen Partner für die Umsetzung der Digitalisierung gesucht, ein Paket geschnürt. Als Sachaufwandsträger ist die Stadt in Vorreiterposition gegangen und steht nun mit dem Paket zur Anwendung an den Schulen bereit. Dieser Vorreiter betritt nun staatliches Terrain: Das geschnürte Paket muss aus Datenschutzaufsichtsperspektive für unsere Kolleginnen und Kollegen freigegeben werden so wie auch jedes Lehrmittel bestimmten „Kriterien zur Begutachtung“ durch das Kultusministerium unterzogen wird. Wir Lehrerinnen und Lehrer benötigen im Bereich der Digitalisierung mehr denn je die Einschätzung, Verantwortungsübernahme und Rückendeckung im weiten Feld des Datenschutzes und der Digitalisierung.

Es gibt viel zu tun – nicht nur für den neuen Minister für Unterricht und Kultus, sondern weiterhin auch für uns. Wir können das, verlangen aber die Mittel, die wir dafür benötigen! Wir verfolgen gespannt wie es weitergeht und bleiben dran:

Stark an Ihrer Seite!

Ihre
Sandra Schäfer